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Ein langer Tag und eine Chance

In aller Frühe wollte ich bei dem Shop, der das Tragegeschirr so günstig anbietet, anrufen um zu fragen wie schnell eine Lieferung erfolgen könnte. Leider ist in dem Impressum des Shops keine Telefonnummer angegeben. So bestelle ich einfach, bezahle über Denni mit Paypal und schreibe den Versender an, dass es sich um eine "Eilbestellung" handelt, er sich melden möge wenn das Absenden diese Woche nicht mehr möglich ist, und dass wir in dem Fall gern stornieren würden. Umgehend erhalte ich die Nachricht, dass das Geschirr vorrätig sei und heute noch in die Post geht. Das wäre ja großartig.

Anschließend machen wir uns auf in die Klinik und sind uns sicherer denn je, dass wir Magni auf keinen Fall einschläfern lassen werden, egal wie das Urteil für die Pfote lauten mag. Im Falle einer Amputation wäre es ja ohnehin empfehlenswert den Operationstermin soweit wie möglich hinaus zu schieben um das Cortison vorher auszuschleichen und zu warten, bis er insgesamt etwas stabiler ist.

So schlimm die Pfote auch aussieht, so hat sich zumindest meine Vermutung, dass der Schub überstanden sei, bewahrheitet. Magni ist weiterhin durchfallfrei und wirkt insgesamt noch munterer.

In der Klinik angekommen begrüßt uns die junge Tierärztin, welche uns am Donnerstag betreut hat, mit freundlicher Miene und den Worten "Ich habs schon gehört."

Beim Auswickeln der verbundenen Pfote wirkt sie dennoch geschockt, was man ihr nicht verdenken kann, denn Magni hat ja wirklich ganze Arbeit geleistet.

In dem Entsetzen der Klinikmitarbeiter liegt ein merkwürdiger Trost für mich. Es steht zwar außer Frage, dass es niemals zu dieser entsetzlichen Verletzung gekommen wäre, wenn ich ihn besser beaufsichtigt hätte, aber auch hier ist noch niemandem eine so gravierende Selbstverstümmelung schonmal untergekommen.

Wie ich kennt man auch hier zwar Hunde und Katzen, die sich mit dem Rand des Halskragens einen Venenzugang rausreißen und die Haut etwas aufschaben, aber einem Patienten, der versucht die Pfote mit dem Kragenrand abzusägen, ist hier auch noch niemandem begegnet. Darin liegt ein leichter Trost, denn zu meiner Verteidigung kann ich ja neben dem Umstand, dass ich fürchterlich müde war, nur vorbringen, dass ich damit einfach nicht gerechnet habe.

Schnell sind wir uns einig, dass man diese Pfote bei einem gesunden Hund ohne großes wenn und aber amputieren würde, ebenso, wie wir uns einig sind, dass Magni nunmal kein gesunder Hund ist, und das die gesamte Situation nicht besser macht. Glücklicherweise sind wir uns aber auch einig, keinen Euthanasiekandidaten vor uns zu haben, denn Magni wirkt weder nennenswert schmerzhaft noch können Denni und ich berichten, dass er uns bei der Pflege der Pfote irgendwelche Probleme macht. Als zweite Meinung kommt die "Juniorchefin" hinzu, die Magni schon länger kennt. Es beruhigt mich, dass ihr sofort auffällt, dass es Magni insgesamt deutlich besser als am Donnerstag geht. Sie berichtet von einem vergleichbaren Fall, in dem sie einst ein ähnlich zerfetztes Katzenbein betreut hat, welches tatsächlich abheilte. Die Voraussetzungen seien dann primär Geduld und eine zuverlässige Wundpflege, denn solch eine Abheilung kann bis zu 6 Monate dauern. Beides können Denni und ich gewährleisten.

Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass Magni auch zwischen den Schüben kein Leistungssportler ist, sondern ein Hund, der es liebt mit mir gemütlich durch die Felder zu tapern und der gerne mit dem Kopf arbeitet. Es wäre also zur Erhaltung seiner Lebensqualität völlig ausreichend, wenn die Pfote mit Narbengewebe dergestalt zuheilt, dass er sie beim gemütlichen Bummeln durch die Felder nutzen kann.

So verbleiben wir mit dem Plan, die Pfote zweimal am Tag auszuwickeln, zu waschen, zu desinfizieren und wieder einzupacken und wann immer möglich totes Gewebe zu entfernen. Regelmäßige Kontrollbesuche in der Klinik sollen den Tierärzten die Möglichkeit geben den Verlauf zu beobachten und wenn nötig eine Planänderung anzustreben. Auch wird geplant bei einem der folgenden Besuche nochmals einen Blick auf sein Blutbild zu werfen.

Wir nehmen nochmal einiges an Verbandsmaterial mit um die Zeit zu überbrücken, bis wir einen günstigen Shop gefunden haben. Auf dem Heimweg machen wir außerdem Stopp um noch zwei Decken einzukaufen, mit dem Plan, in unserem Bekanntenkreis rumzufragen, ob jemand vielleicht noch alte Decken und Handtücher übrig hat. Auch halten wir noch eben an der Apotheke. Neben einem Rezept für mein Oxycodon lösen wir auch Magnis Novalginrezept ein und kaufen noch ein paar Mullbinden.

Daheim finde ich eine E-Mail in meinem Postfach, in der sich der Inhaber des Shops, in dem ich das Tragegeschirr bestellt habe, für ein Versehen entschuldigt: Er habe soeben festgestellt, dass es sich bei seiner Lagerware um eine Nummer kleiner als angenommen (M statt L) handelt. Größe L bekäme er erst in etwa einer Woche wieder rein.

Das erklärt auch den so extrem günstigen Preis, der tatsächlich eher zu dem Geschirr in Größe M paßt. Per Mail bedanke ich mich für die schnelle Meldung und bitte darum, die Stornierung einzuleiten. Anschließend bestelle ich das Geschirr im scheinbar firmeneigenem Outletshop, wo durch die 10% Neukundenrabatt ein etwas höherer, aber ohne Frage immer noch angemessener Preis zustande kommt.

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