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Ein schmerzhafter Kliniktermin

Heute habe ich in der Klinik das "Nupfelanliegen" vorgetragen. Langsam komm ich mir blöd vor, andauernd komm ich und will was von meinem Hund weggeschnitten haben obwohl wir mit der Heilung mehr als zufrieden sein können.

Das erste Urteil des Docs lautete, dass er annehmen würde, dass dieser Nupfel von selbst nekrotisiert und abfällt.

Als er aber bei der Untersuchung an dem Nupfel manipulierte (das klingt grausam, aber es ist nicht ohne in solch einer Wunde einzugreifen, da muss man gut abschätzen ob das nötig ist) ist Magni fast wahnsinnig geworden, gebärdete sich wie wild und schnappte um sich.
Der Tierarzt kennt ihn schon lange genug um zu wissen, dass er nicht böse ist. Während ein Angestellter die Pfote wusch überlegte der Tierarzt wie man das Problem lösen könne.

Ich war selbst von Magnis Durchdrehen überascht und sah das als Bestätigung an, dass dieser blöde Hautfetzen noch viel schmerzhafter sein muss als ich bisher gedacht habe.

Der Tierarzt teilte uns mit, dass die einzige Möglichkeit, die er sähe die sei, den Bereich lokal zu betäuben und den Nupfel mit einem Kauter wegzubrennen. Dabei verursacht man zwar auch eine Wunde die nicht gut heilt, weil sie verbrannt ist, aber man verödet die Blutgefäße und verhindert eine schlecht heilende und extrem stark blutende Wunde.

Ich entschied mich für die Entfernung.
Die beiden  Hauptgründe für diese Entscheidung waren:

  1. Auf den Verlaufsfotos ist ein so marginaler Rückgang zu sehen, dass ich nicht davon ausgehen konnte, dass dieser Nupfel so schnell von sich aufhören würde meinen Hund zu quälen. 
  2. Ich befürchtete, dass Magni das Vertrauen zu Denni und mir verliert, wenn er jeden Verbandswechsel als schmerzhaft erlebt. Auch wenn er im Moment sehr ausgezehrt ist, ist er groß und kann erhebliche Kräfte entwickeln. Der einzige Grund, warum der Verlauf im Moment so günstig ist ist der, dass Magni uns vertraut und sich die Pfote hervoragend pflegen läßt wenn Denni ihn mir "festhält" (eigentlich legen wir Magni seitlich aufs Bett, Dennis legt sich dahinter und die meiste Zeit knuddeln die beiden mehr als das Denni ihn festhält. Auch ist deswegen alles gut, weil Magni mir genug vertraut um mich am schwarzen Montag sogar im Alleingang die Pfote waschen, desinfizieren und verbinden zu lassen. Geht dieses Vertrauen nun verloren, weil er so üble Schmerzen leidet, dann haben wir ein Problem und zwar ein Heftiges.

Während des Abbrennens zeigte sich, dass die Entscheidung zur Entfernung richtig war. Als das Brenneiesen halb durch war fing Magni an sich wie wild zu wehren und wie am Spieß zu schreien. Offenkundig tat ihm das Wegbrennen ab etwa der Hälfte doch weh. Ich kann daraus nur den Schluss ziehen, dass dieser Nupfel bereits entzündet war, denn entzündetes Gewebe kann man nicht lokal betäuben.

Anders ist diese Schmerzhaftigkeit kaum zu erklären, denn der Tierarzt hat den Nupfel erst mit Lidocain beträufelt und dann mehrfach unterspritzt, sich für die sorgfältige Lokalanästesie also sehr viel Zeit genommen. Da es, als Magni meldete "Das tut WEH!" nur noch eine Frage von Sekunden war hielt ich ihn fest und der Tierarzt vollendete was wir angefangen hatten. Nachdem Magni einige Sekunden verzweifelt geschrien hatte, hat er seine Zähnchen in meiner Schulter geparkt. Was soll er auch sonst tun. Einerseits kann er nicht "Aua, hört auf!" sagen, andererseits hat er ja genau das zuvor getan.
Im gleichen Moment war das Brenneisen durch und der fiese Nupfel flog dahin wo er hingehört, erst in eine Nierenschale und dann in den Müll.

Augenblicklich nahm Magni seine Zähne aus meiner Schulter. Beim Verbinden machte er keinen Mucks mehr, offensichtlich war der Bereich unter dem abgebrannten Nupfel gesund und deswegen betäubt.
Kaum vom Tisch runter rannte er wieder wedelnt durch den Raum und wurde von seinem Lieblingspraktikanten mit massenweise Belohnungsleckerchen vollgestopft. Auch als er bei seinem Freudentanz kurz umknickte jaulte er nicht wie üblich auf.
Ich bin sowas von erleichtert.
Hätten wir vorher gewußt, dass eine Betäubung nicht hinhaut, hätte er natürlich eine Sedation oder eine Kurznarkose bekommen, aber als wir das merkten war es einfach mal schon fast vorbei.

Auch wenn seine Schreie lang in meinem Kopf widerhallen werden bin ich froh, dass dieser Nupfel weg ist. Das hat nun einmal kurz wehgetan, nichtmehr über Wochen dauerhaft und bei jeder Berührung.

Abends beim Verbandswechsel war er noch etwas wehrig, aber längst nichtmehr so massiv, ich denke, er muss das Vertrauen, dass wir ihm nicht wehtun erst wieder aufbauen, die letzten Verbandswechsel mit dem Nupfel waren einfach zu schmerzhaft.

Hier die Fotos von heute, ohne Nupfel ;-)

Das Foto von der Seite mußte ich leider nachbearbeiten. Das Küchentuch, das den Hintergrund stellt war beim fotographieren verrutscht und dann war der Hintergrund zu dunkel und dadurch fehlte der Kontrast.

Von oben: 

Seitenansicht:

von unten:

PS: weil einige besorgt nach meiner Schulter fragten: Magni ist zwar ein Riese mit beeindruckendem Gebiss aber er ist kein Beschädigungsbeißer. Seiner Art "Aua! Ey!" zu sagen hab ich deswegen nicht als Biss bezeichnet, weil er sich nur kurz mit den Zähnen festgehalten hat. Anstelle der von vielen von Euch befürchteten Bisswunde habe ich also eine ganz minimale Quetschung der Haut an der Schulter, die schon beim Verlassen der Klinik nichtmehr schmerzhaft war. Weder meine Haut noch mein Pulli wurde dabei durchlöchert. Deswegen hab ich auch vergessen das nochmal zu erwähnen ;-)

Kommentare

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Anonym am :

Puh, nur das Lesen treibt mir die Tränen in die Augen. Nichts ist schlimmer als wenn sie so weinen....!! Das geht durch Mark und Pfennig!

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