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Die Folgen einer fatalen Fehleinschätzung

Nachdem mein Wecker mich gegen 1Uhr nachts geweckt hatte ging ich mit Magni Gassi und fütterte ihn nachdem ich die Pfote erneut mit Braunol abgespült hatte. Anschließend saß ich noch bei ihm, tippte ein paar Sachen ab und schmuste mit ihm.

Nach weiteren 2 Stunden wurde er etwas unruhig und versuchte an die Pfote zu kommen, was ihm dank des Halskragens nicht gelang. Ich gab ihm noch eine Dosis Schmerzmittel und als er wieder eingeschlafen war legte auch ich mich nieder. Nach zwei Stunden klingelte erneut mein Wecker. Als ich nach ihm schaute mußte ich feststellen, dass der Kragen ein bischen zu kurz war. Er hatte einen Winkel gefunden indem er mit der Zunge und den Zähnen an die Zehen der Pfote kam. Da er jedoch eher leckte als biss machte ich mir deswegen keine zu großen Sorgen. Eher beunruhigte mich, dass er um diesen Winkel zu erreichen den Rand des Halskragens auf der Pfote abstellte. Ich verlängerte den Rand des Halskragens mit Tape, was mir eine gute Idee zu sein schien. Das Tape war weich, aber wenn er den Rand des Kragens auf der Pfote aufsetzte bog es sich nach innen und verhinderte, dass er seine Zehen mit Zunge und Zähnen erreichen konnte.

 Nachdem er das scheinbar verstanden und sich wieder hingelegt hatte und ich nach wie vor totmüde war entschied ich mich mir nocheinmal 3 Stunden Schlaf zu stehlen.

Dies war der größte Fehler, den ich in diesem Moment machen kann. Zwar wachte ich schon nach 2 Stunden auf, weil Magni rumrummorte, aber da war es schon zu spät.

 Magni hatte die Zeit in der ich schlief genutzt um mit dem Rand des Halskragens die wohl juckende Pfote zu "kratzen". Was von ihm vermutlich als "kratzen" empfunden wurde äußerte sich jedoch in einer nahezu vollständigen Zerstörung seiner Pfote.

Den Halskragenrand wie ein Messer eingesetzt hatte er nicht nur die Haut sondern auch das darunterliegende Gewebe, Nerven, Blutgefäße und Sehnen bis auf den Knochen freigelegt und von der einen Zehe gar die unterste Gelenkkapsel durchtrennt.

 Da heute Karfreitag ist wählte ich verzweifelt die Notrufnummer der Klinik. Wenig später machten wir uns auf den Weg dorthin. Bangend ob wir unseren Magni überhaupt noch lebend mit heimnehmen würden.

Die Pfote war so nachhaltig zerstört, dass ich mir wenig Hoffnungen machte, dass man sie noch retten könne und nach wie vor mußten mein Mann und ich zugeben, dass wir uns einig darüber waren, dass wir keine Zukunft für einen dreibeinigen Magni sahen.

In der Tierklinik empfingen uns der Seniorchef und sein Sohn. Beide kannten Magni (zum Glück) schon lange genug um zu wissen, dass er auch wenn er körperlich in grauenvoller Verfassung war niemals irgendwem einen Anlass gegeben hatte daran zu zweifeln dass er leben wollte. Auch an diesem Tag taperte er Schwanzwedelnd in die Klinik.

Mit verzweifelter Stimme stellten Denni und ich das offensichtliche nocheinmal klar, das wir das unmögliche erwarteten und man uns einen Weg aufzeigen würde der unserem Magni das Weiterleben zumindest in Aussicht stellte.

Vater und Sohn gingen mit uns konform, dass eine Operation/Amputation zum gegenwärtigen Zeitpunkt in vielerlei Hinsicht ein sicheres Todesurteil sein würde und so schlossen wir gemeinsam den "Packt" alles zu tun um eine konventionelle Abheilung zu erreichen.

Der "Junior" wies und an, wie wir die Pfoten pflegen und behandeln sollten. Erst in Neutralseifenwasser waschen, dann abtrocknen, abspülen mit Rivanol, abtupfen, beträufeln mit Lotagen. Anschließend eine Mullbinde um die Pfote wickeln, darüber eine Wattebinde als Polster und diese mit Haftbinde stabilisieren, sichern mit Leukoplast.

Da auch die größte Hundeschuhgröße bei dem dickverbundenen Pfötchen zu klein war einigten wir uns auf Gefrierbeutel als Nässeschutz. In der Klinik verfügbar war aber erstmal nur eine normale Plastiktüte, die für den Heimweg reichen würde.

Wir sollten am folgenden Sa nochmal vorbeikommen und den Verband bis dahin nur wechseln, wenn er nass würde, zunächst gingen wir davon aus, dass ein täglicher Verbandwechsel ausreichen würde.

Außerdem besprachen wir, dass die Cortisondosis reduziert werden müßte um der Abheilung überhaupt eine Chance einzuräumen.

Obgleich die Klinik immer äußerst fair abrechnet schockierte die Rechnung meinen Mann, ihm fehlte einfach die mir aus beruflichen Gründen eigene Erfahrung, dass Verbandstoffe sch..... teuer sind und die Wundertüte voller Mull-, Watte-, Haftbinden, Rivanoltabletten, Tupfer und dem Lotagenfläschchen den deutlich größten Teil der Rechnung ausmachte.

Auch nahmen wir nochmal einen Halskragen in einer Nummer größer (40cm) mit und erhielten zusätzlich den Tip, den Rand des Halskragens durch das Aufkleben einer aufgeschnittenen Rohrisolierung zu entschärfen.

Daheim angekommen mußte ich feststellen, dass der 40er Halskragen aufgrund seines Halsumfanges, Gewichtes und Starrheit für Magni absolut untragbar war.

So beklebte ich den 35er Kragen mit Rohrisolation und  hoffte, dass dies zusammen mit dem Verband nun ausreichen würde. Aus den Augen lassen würde ich Magni ohnehin nichtmehr.

Am frühen Abend stellten wir fest, dass der Verband völlig durchnäßt war und wechselten ihn.

Zum Glück stellten wir fest, dass Magni sich dies gut gefallen ließ.

Um künftig feststellen zu können ob Feuchtigkeit aus dem Innern des Verbandes kommt oder von Außen steckte ich die Pfote ab sofort zum Gassi gehen in zwei übereinander gezogene Gefrierbeutel und legte in jeden davon zwei gefaltete Küchentücher.

Wie erwartet sind die Gefrierbeutel nach außen hin der perfekte Nässeschutz, jede Feuchtigkeit kam von Innen.




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