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Pfote gut ist nicht "alles gut": der rattige Supergau

Magnis Pfote ist, von dem Dekubitusüberest abgesehen, jetzt oberflächlich zugeheilt.
Ab sofort wird der Verband zum Risiko aber ab sofort kann die frische Narbe auch so heftig jucken, dass Magni in einem unbeobachteten Moment drangeht. Solange ein Verband drum ist geht er (bisher) nicht dran, aber die Zehenzwischenbereiche profitieren von dem Eingepacktsein natürlich nicht.

Der Dekubitus ist jetzt nur noch eine oberflächliche Hautverletzung:







Der Rattensupergau

Gestern waren wir im Tierheim. Eigentlich war es nen schöner Tag. Denni saß auf einer Bank und bespaßte Magni, der von vorbeikommenden reichlich Lecker zugeschoben bekam und ich hab mit der Rattenbetreuerin zusammen alle Notfallratten (immerhin ca 50 mit Babies) aus dem Käfig geholt, Geschlechter bestimmt, den Käfig sauber gemacht und die Halbstarken in einen eigenen Käfig gesetzt, damit die Mamas und Babies mehr Platz haben.

Dann fuhren Denni, Magni, Rattenmama und Babies und natürlich ich nach Hause.

Unterwegs (ich hatte die Box mit den Ratten auf meinem Schoss) kam mir das Verhalten von Mamaratte irgendwie seltsam vor, sie drehte sich merkwürdig auf die Seite. Ich schob das aber auf die warmen Temperaturen und darauf, dass sie in der Box ja keine Chance hatte den ewig hungrigen Zwergen auszuweichen.
Daheim (etwa gegen 15 Uhr) brachte ich die Ratzen in einem kühlen Zimmer unter und ließ sie erstmal in Ruhe. Als ich um 20h nochmal schaute schien alles bestens. Einige der kleinen tranken, andere wurden von der Mama geputzt und ein Teil pennte.

Als ich ehe ich ins Bett wollte (gegen 0.30) schaute ich vorsichtshalber nochmal nach und machte eine üble Entdeckung:

Mamaratte lag tot im Käfig, umwuselt von kleinen, fiepsenden Geschöpfen, eines mußte ich gar von der Zitze der toten Mama lösen an der es wie besessen rumnuckelte. Ich bin eigentlich ziemlich hart gesotten, aber das hat mich gewaltig erschreckt. Die grade eintretende Leichenstarre zeugte davon, dass Mamaratte binnen der letzten viertel bis halben Stunde gestorben sein mußte und das Verhalten der Kleinen sprach dafür, dass sie starb als eigentlich Essenszeit gewesen wäre. Da ich heute erstmal mit der Notvermittlerin klären mußte ob ich Mamaratte selbst beizeiten obduziere oder einschicke legte ich sie erstmal in den Kühlschrank und sammelte ersteinmal die kleinen Waisenkinder aus dem Käfig in eine Box.
Hilflos ging ich mit diesen Zwergen zu Denni um zu besprechen was nun passieren sollte.
Ich muss zugeben, dass ich ziemlich verzweifelt war. Immerhin habe ich jetzt sage und schreibe ELF Waisenkinder, die eigentlich alle 2 Stunden Milch benötigen und das noch ca eine Woche lang.
Erst im Gespräch mit Denni wurde mir klar, was für ein übermenschliches Glück wir hatten.
Das Tierheim aus dem die Nasen kommen ist zwar wirklich toll, aber eine Nachtschicht die um diese Zeit nochmal nach den Ratten schaut gibt es dort natürlich nicht. Bis die nächste Schicht die tote Mama bemerkt hätte wäre es für die Kleinen sehr wahrscheinlich zu spät gewesen. Der zweite Glücksfall ist der, dass ich immer eine Dose Aufzuchtsmilchpulver im Haus habe, was ja nu auch nicht grade ein Tankstellenartikel ist.
Nach einigem Hin- und Herüberlegen und nach Rücksprache mit der Notvermittlerin trafen Denni und ich gemeinsam die Entscheidung, dass es nur einen Weg gibt:

Ich muss jetzt versuchen diese 11 Nasen von Hand aufzuziehen. Ich kann nicht versprechen, dass alle überleben, ABER ich kann versprechen, dass alle eine Chance haben.
Die Alternativüberlegungen, die ich gemeinsam mit Denni und der Notvermittlerin durchgegangen bin waren die ob es Sinn macht die Kleinen zurück ins Tierheim zu bringen und zu hoffen, dass die anderen Mamas sie unter sich aufteilen. Oder eine der anderen Mamas herzuholen und zu schauen ob ich mir die Aufzucht mit ihr teilen kann.
Sogern ich mich zugunsten meines Schlafes und meiner Zeit allgemein für eine dieser Möglichkeiten entschieden hätte, bei näherer Betrachtung war beides einfach zu "gefährlich". Die Rattenmamas sind alle selbst noch extrem jung, die Würfe alle nicht wirklich klein. Geht irgendwas schief, sei es, dass die anderen Mamas bei sovielen Babies einfach keinen Bock mehr haben oder eine Gesäugeentzündung bekommen, dann stehen wir extrem doof da, denn 11 Flaschenkinder sind mindestens die Obergrenze dessen, was einer alleine von Hand aufziehen kann, wenn nicht schon zuviele.
Andererseits sind die kleinen mit ihren 9 Tagen aus der ganz kritischen Phase raus und haben bei Handaufzucht normalerweise sehr gute Chancen.
Der einzige Nachteil:
Eigentlich müßten sie alle 2 Stunden trinken, ich brauche für einen Fütterungsdurchgang aber 3 Stunden.   Das ist nicht ganz so dramatisch, weil ich pro Fütterungsdurchgang und Baby auch eine größere Menge Milch reichen kann, als eine Rättin zur Verfügung hat.
Ein kleines Mädchen ist deutlich kleiner als der Rest. Da sie aber sehr agil ist nehme ich nicht an, dass es sich um einen Kümmerer handelt, sondern das da ggf eins aus einem späteren Wurf einer anderen Mama zwischengeraten ist. Ich taufe das kleine Mädchen auf den Namen "Lepisma Saccharina", weil sie mich immer wenn ich in die Box schaue an ein Silberfischchen erinnert. Übersetzt bedeutet das außerdem "Zuckergast", was nur zu gut zu ihr paßt. Da ich mir aufgrund ihrer Zartheit bei ihr am wenigsten sicher bin ob ich sie ausreichend versorgen kann beginne ich jeden Fütterungsdurchgang mit ihr und lasse sie nocheinmal trinken nachdem ich den Rest ihrer Geschwister versorgt habe.
Da jetzt, 24 Stunden nach Mamarattes Tod noch alle Leben und die Verdauung der kleinen Näslein super funktioniert gehe ich davon aus, dass ich durchaus eine Chance habe einen Großteil der kleinen Rabauken durchzukriegen.
Auch wenn meine Tagesabläufe nun erstmal so aussehen werden, dass ich füttere, anschließend 20-30 Minuten Zeit zum Essen, schlafen oder Tiere versorgen habe und anschließend wieder füttere und so fort. Erfahrungsgemäß spiel sich das aber ein. Die Aufzuchtsmilch wird besser akzeptiert und die Kleinen kriegen raus,wie das mit der Spritze funktioniert. Da wird sich meine Zeit zwischen zwei Fütterungen auf bis zu eine Stunde strecken lassen, was ich besonders begrüße, denn wenigstens mal eine Stunde durchschlafen können ist schon großartig.

Wie könnte ich diese niedlichen Dinger im Stich lassen: