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Gutes und Schlechtes aus Pfotenhausen

Die Pfote sieht weiterhin gut aus, aber es zeichnet sich allmählich ab, dass auch die Bereiche die eigentlich unverletzt sind sich über ie schlechte Luftzirkulation nicht grade freuen. 

So hat sich heute beim Verbandwechsel die Wolfskralle abgelöst, darunter sieht es allerdings gut aus, so wie auch der Rest der Pfote sich so verhält, dass wir nichts zu meckern haben.Auch dem Ballen gehts nicht soo gut, aber ernsthaft Sorgen machen wir uns nicht.

Das durchtrennte Gelenk löst sich weiter aus, sodass der Knochen immer weniger Halt hat, aber das war zu erwarten und unter dem Verband ist das weitere Verletzungsrisiko zum Glück minimal.

Bilder von heute:

Draufsicht

Seitenansicht:

Handfläche:

Wolfskralle



Kontrollbesuch in der Klinik und noch ein Päckchen

Heute war wieder ein Kontrolltermin in der Klinik angesagt. der Tierarzt der uns heute betreut hat war auch recht zufrieden mit dem Zustand der Pfote, der Seniorchef wirkt noch ein bischen skeptisch, sagte aber deutlich "Auch solche Sachen sind schonmal zugeheilt." 

Hoffen wir einfach, dass Magni ein solcher Patient ist. 

Beim Heimkommen finde ich wieder ein Paket vor. Diesmal hat uns jemand 10 große Rollen 6cm breite Peha-Haft-Binden geschickt, leider aber vollständig anonym (die Bestellung wurde bei einem Versandhandel aufgegeben und mit Paypal bezahlt, auf dem Lieferschein findet sich kein Hinweis darauf wer der Auftraggeber dieser Bestellung ist.

Wenn der liebe Spender das hier liest, dann würde ich mich sehr freuen, wenn er sich doch noch bei mir melden würde, damit ich mich bedanken kann. Möchte derjenige anonym bleiben werde ich das natürlich respektieren und spreche hiermit meinen herzlichsten Dank aus.

Ein Unfall, der Pläne für später notwendig macht

Heute ist etwas passiert, das eigentlich abzusehen, aber leider nicht wirklich zu verhindern war. Beim Gassi gehen ist Magni mit der Pfote umgeknickt. Dies war deswegen abzusehen, weil die Strecksehnen hinüber sind. Er benutzt den Fuß beim laufen zwar als sei er gesund, kann ihn aber nicht aktiv strecken, sodass es immer das Risiko gibt, dass er beim Auftreten nicht die "Sohle" sondern den Handrücken erwischt. Dabei  hat er sich das Gelenk zerrissen, welches das mittlere Zehenglied mit dem Obersten verbindet. Dies konnte deswegen so leicht passieren, weil es sich um die Zehe handelt bei der er bereits das untere Gelenk mit dem Rand des Halskragens zerstört hatte, so hatte der Knochen einfach keinen Halt. 

Glücklicherweise hat ihm dieser Unfall weder sichtbar starke Schmerzen bereitet noch eine allzuschwere Blutung ausgelöst. Man sieht zwar das gerissene Gelenk, aber diese Zehe muss vermutlich irgendwann eh amputiert werden. Ansonsten sind wir mit dem Zustand der Pfote sehr zufrieden. Man kann fast zusehen, wie das frische Granulationsgewebe den Knochen bedeckt. 

Während des Heilungsprozesses läßt sich dieses Umknicken leider nicht vollständig verhindern.

Für die Zeit nach dieser Abheilung, für den Rest seines, dann hoffentlich sehr normalen Lebens müssen wir uns da dringend eine Lösung einfallen lassen.

Wir haben uns zunächst für den naheliegensten Lösungsansatz entschieden. So werde ich spätestens wenn die Heilung in den Endspurt geht Kontakt mit dem Prothesenbauer aufnehmen, den ich beim Googlen gefunden habe als wir überlegt haben wie wir im Falle einer Amputation die Euthanasie abwenden können.

Neben Prothesen für Stümpfe nach Amputationen werden dort auch Schienen und Stützen angefertigt, die Schwache Gelenke unterstützen sollen.  Wie z.B. bei diesem Hund aus einem Forum.

Ich bin ziemlich optimistisch, dass sich das Problem langfristig so lösen läßt.

Hier nun die heutigen Pfotenbilder, auf denen der Schaden auch gut zu erkennen ist:

Oben


(der schwarze Pfeil zeigt auf das gerissene Gelenk). 

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Unten


Noch ein Päckchen für Magni

Heute kam ein Päckchen mit 12 Rollen feinster Verbandwatte an über das wir uns natürlich sehr gefreut haben. 

Beim Verbandwechseln war er heute morgen etwas empfindlich, der abendliche Wechsel ging schon wieder sehr gut.

Da nun das nekrotische Gewebe fast vollständig abgetragen ist beginnt auf dem rohen Fleisch µm-Weise neues Gewebe zu wachsen, das ist natürlich etwas empfindlicher und blutet beim Abnehmen des Verbandes auch schnell ein bischen. Auch wenn das dann natürlich heikel aussieht ist es eigentlich ein sehr gutes Zeichen.

Auch hängt meinem sonst so verfressenen Hündchen der Geschmack von Tramaltropfen offensichtlich zum Halse raus. Bei ausreichend großer Menge kann ich es ihm unters Futter mischen. Ansonsten hilft es nur ihm die Spritze direkt in die Schnute zu zwingen.

Als echte (und für Unterwegs völlig ungeeignete Alternative) habe ich festgestellt, dass ich die Tropfen von einem Stück Donut aufsaugen lassen und dann mit etwas Banane vermanschen kann. Das schlingt er immernoch herunter als gäbs kein Morgen.

Pfotenbilder:

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Unten

Frühling im Weserbergland und Probleme mit dem Flüssigkeitshaushalt

Heute hatten wir großartiges Wetter und haben uns zwischenzeitlich eine Stunde im Garten aufgehalten. Nachdem ich sicher war, dass er nicht friert hab ich ihm seine Weste ausgezogen, es ist jetzt warm genug und ohne Weste und Geschirr macht das Wälzen im Gras auch mehr Spaß. Wenn ich sehe, wie er wohlig grunzend im Gras rumwälzt bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass alles so schon richtig ist. Auf den Fotos kann man erahnen, dass er ja gar nicht daran denkt die Pfote beim Laufen zu schonen.

Auf dem Weg nach drinnen hab ich das neue Tragegeschirr getestet. Wie erhofft funktioniert es völlig reibungslos. Er findet das zwar nicht super toll aber zappelt auch nicht rum. Irgendwie ist er doch ein Mamakind, das eigentlich alles tut was ich von ihm verlange.

Außerdem ist er Momentan noch so leicht, dass sogar ich ohne große Schwierigkeiten mit ihm auf dem Rücken aufstehen kann.

Leider hat Magni heute wieder etwas Durchfall und ist generell ein bischen dehydriert. Erst jetzt wird mir klar, dass ich zwar jedesmal wahrnehme, dass der jeweils neue Verband immer nach 6 Stunden durchs Wundsekret durchnäßt ist, aber bisher gar nicht darüber nachgedacht habe, dass dieser Verlust an Gewebsflüssigkeit für seinen Organismus auch nicht unerheblichen energetischen Aufwand bzw Flüssigkeitsverlust bedeutet. Ich verabreiche ihm Buscopan in der Hoffnung diesen doch sehr wässrigen Durchfall ohne Cortisongabe in den Griff zu bekommen. Vorläufig bekommt er nun Ringerlösung zu trinken. Normalisiert sich sein Flüssigkeitshaushalt nicht bald werde ich zusätzlich 1-2x/Tag infundieren.

Meine Hoffnung, dass ich ihn bei Zeiten mal stundenlang aus den Augen lassen kann hat sich heute auch zerschlagen. Er hat deutlich gezeigt, dass er sich trotz Verband und Rohrisolation auf dem Kragenrand so verbiegen kann, dass er in der Lage ist sich in die Zehen bzw den Verband zu beißen.

Ich überlege mir Neopren zu bestellen und ihm einen Halskragen selbst zu basteln, der besser sitzt, länger ist und leichter ist, vielleicht ein Neoprenkragen mit Plastikkern.

Aber irgendwas muss ich mir einfallen lassen.

Zur Debatte stehen zwei verschiedene Ansätze:

Ansatz 1:

Ansatz 2: 

Da Neopren recht teuer ist und ich völlig unerfahren bin werd ich mir ehe ich mich entschließe noch ein paar Gedanken machen. Wenn jemand eine gute Idee hat, nur her damit.  Auch wenn hier ein fähiger (Hobby)Schneider mitliest und glaubt uns soetwas schneidern und zusenden zu können, dann nur immer her mit Angeboten incl Preisvorstellung.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt an

Heute waren wir wieder zur Kontrolle in der Klinik. Auch dort ist man zufrieden. Da das Antibiotikum welches wir Ende letzter Woche mitbekamen zur Neige geht sprach ich den Tierarzt an ob eine Verlängerung der Antibiose sinnvoll wäre. Da er jedoch mit dem Zustand der Wunde zurfrieden war hielt er es nicht für notwendig Magni dauerhaft unter Antibiose zu halten.

Als ich wieder heimkam erwartete mich neben dem Versandkarton in dem sich Magnis Tragegeschirr befand noch eine Überaschung. Denn es standen zwei Pakete im Kellerraum, die ich nicht bestellt hatte. Schnell stellte sich herraus, dass es sich um Päckchen handelte, die Freunde und bekannte liebevoll für Magni zusammengepackt hatten.

Ich hatte ja bereits dazu aufgerufen, dass sich die Leute, die alte KFZ-Verbandskästen rumstehen haben melden sollten und mir den Inhalt gegen Erstattung der Portokosten zusenden.

In dem einen Karton befanden sich genau solche Inhalte. Vorallem steckte es voller Wundauflagen. Bisher haben wir, wie in der Klinik üblich, an den am 3.4.  beschriebenen Ablauf gehalten. Inspiriert durch die vielen Wundauflagen in diesem Päckchen haben wir angefangen zwischen Matschpfote und Mullbinde stets eine Wundauflage zu packen und sind von dem Ergebnis begeistert. 

Das zweite Paket verschlug Denni und mir die Sprache. Ein eigentlich eher entfernter Bekannter hatte über einen gemeinsamen Freund von Magnis Zustand erfahren und für uns in einer Onlineapotheke wirklich große Mengen der besten Verbandwatte und Haftbinden bestellt.

Mit diesen Paketen sind wir viele Sorgen für eine lange Zeit los.

Ich möchte noch abklären ob die Spender hier namentlich genannt werden möchten und werde das dann im Sinne von „Ehre wem Ehre gebührt“ nachtragen.

Das Tramal zeigt die gewünschte Wirkung, er ist beim Verbandswechsel deutlich gelassener.

Heute schaut Maggelchens Pfötchen so aus:

Draufsicht:


Seitenansicht:

Handfläche:


Das tote Gewebe beginnt sich abzulösen

Beim Verbandswechsel heute morgen riss die abgestorbene Lederhaut über dem Fußgelenk auf. Ich bediente mich dieses Ansatzes um große Teile dieser abgestorbenen Haut mit einem Einwegskalpell abzupräparieren. Das Gewebe darunter sah erfreulich frisch und nicht infiziert aus.

Wie erwartet machte Magni die Behandlung mit Lotagen diesesmal sehr zu schaffen, da es auf dem frischen Gewebe brennt. Normalerweise kann ich solches Geschrei und Geweine gut ertragen, wenn ich weiß, dass die Behandlung nötig ist. Aber der Umstand, dass ich mir die Schuld an dem ganzen Theater gebe macht Magnis Gejaul nicht leichter zu ertragen um nicht zu sagen, treibt mir die Tränen in die Augen.

Dafür ist die gründliche Reinigung und Desinfektion der Wunde nun deutlich einfacher, weil es nichtmehr soviele Höhlen und Winkel gibt in denen sich Sekret sammeln kann.

Auch wenn die Pfote auf den folgenden Fotos natürlich grauenvoll aussieht sind wir bisher durchaus zufrieden.

Abends waren wir noch eben bei unserer Haustierärztin vor Ort um ein Rezept für Tramal abzuholen.

Das wirkt bei Hunden nur kurz aber er ist tagsüber mit dem Novalgin gut versorgt und zeigt generell keine Anzeichen für Schmerzen. Wir wollen das Tramal eine Stunde vorm Verbandswechsel geben um die Schmerzen dabei zu drosseln.

Und so sieht die Pfote aus nachdem ich die tote Lederhaut soweit möglich weggeschnitten habe:

Draufsicht:

 Seitenansicht:

Handfläche:

Auf den ersten Blick mag die Pfote hier schlimmer aussehen als vorher tatsächlich ist aber jeder Fetzen abgestorbenes Gewebe der ab ist ein Vorteil.

Eine schmerzhafte Erkenntnis bei der Kostenberechnung

Da wir nun damit rechnen Magnis Pfote 4-6 Monate lang täglich zu verbinden, die meiste Zeit davon mindestens 2x täglich mache ich mich im Internet auf die Suche nach günstigem Verbandsmaterial. Der „workaround“ sieht derweil so aus:
  1. Verband aufschneiden und entfernen

  2. Pfote (insbesondere auch den Geruch, infiziertes Gewebe riecht einfach anders) begutachten und wo möglich totes Gewebe abtragen

  3. Pfote in warmen Wasser mit etwas Neutralseife waschen und gut abtrocknen

  4. Wenn Fotos gemacht werden sollen, dann jetzt

  5. Pfote zur Desinfektion in Rivanol ertränken - trockentupfen

  6. Pfote mit Lotagen behandeln- ggf etwas trockentupfen

  7. aus Mullbinde streifen schneiden um zwischen den Zehen und unter der Wolfskralle abzupolstern

  8. Mullbinde um das Pfötchen wickeln

  9. Verbandswatte um die Pfote wickeln

  10. den Verband mit einer Haftbinde am Bein fixieren

  11. Verband durch einige Streifen Leukoplast sichern

  12. beim Rausgehen doppelt mit 3l Gefrierbeuteln sichern und in jeden Küchentücher legen um bestimmen zu können ob Feuchtigkeit von Innen oder Außen kommt. Gefrierbeutel mit Leukoplast sichern.

Das bedeutet pro Verband ein Materialaufkommen von:

  • 1x Mullbinde 4cm x 4m (Zwischenzehenpolster)

  • 1x Mullbinde 6cm x 4m (Pfote umwickeln)

  • 1x 3m Wattebinde (8-10cm Breite)

  • 3-4m Haftbinde (6-8cm Breite)

  • eine Rolle Küchenpapier

Außerdem

  • ein bischen Leukoplast

  • 3ml Neutralseife

  • 100-200ml Rivanol (aus 1,0mg Tabletten)

  • 5-10ml Lotagen

All das pro Verband also täglich die doppelte Menge. Dazu kommen je nachdem wie oft Magni Gassi muss 6-8 Gefrierbeutel täglich.


Wirklich reinhauen tun hauptsächlich die Wattebinden und die Haftbinden. Wenn ich Mull-, Watte- und Haftbinden günstig einkaufe komme ich allein hierfür immernoch auf 5,20€ pro Tag für Verbandsmaterial, wenn zweimal gewechselt wird. Stellt sich nur die Frage wie sinnvoll es ist an Wattebinden zu sparen (den Markt scheinen sich die Firmen Rolta und Rogg zu teilen und Rogg bietet Binden zu 1,20€/Stück an, während es die Rolta „Standardwatte“ scheinbar nur für gewerbliche Abnehmer gibt. Bei meiner Suche im Internet finden sich nur „Rolta soft“ Wattebinden, die mit 2,10€/Stück zu Buche schlagen. Dazu kommen noch die Kosten die für Nebenherzeugs und Klinikbesuche anfallen.

Wird nicht einfach, aber da Magnis Pfote und mit ihr der ganze Hund so und nur so eine echte Chance haben wird das lösbar sein müssen.Verhungern werden wir nicht.

Heute erhielt ich eine Versandbestätigung vom Shop, dass Magnis Tragegeschirr verschickt wurde, ich hoffe, dass es schnell ankommt. Ihn normal zu tragen strengt mich extrem an und ist auf der Treppe für uns Beide nicht unbedingt ungefährlich.

Ein langer Tag und eine Chance

In aller Frühe wollte ich bei dem Shop, der das Tragegeschirr so günstig anbietet, anrufen um zu fragen wie schnell eine Lieferung erfolgen könnte. Leider ist in dem Impressum des Shops keine Telefonnummer angegeben. So bestelle ich einfach, bezahle über Denni mit Paypal und schreibe den Versender an, dass es sich um eine "Eilbestellung" handelt, er sich melden möge wenn das Absenden diese Woche nicht mehr möglich ist, und dass wir in dem Fall gern stornieren würden. Umgehend erhalte ich die Nachricht, dass das Geschirr vorrätig sei und heute noch in die Post geht. Das wäre ja großartig.

Anschließend machen wir uns auf in die Klinik und sind uns sicherer denn je, dass wir Magni auf keinen Fall einschläfern lassen werden, egal wie das Urteil für die Pfote lauten mag. Im Falle einer Amputation wäre es ja ohnehin empfehlenswert den Operationstermin soweit wie möglich hinaus zu schieben um das Cortison vorher auszuschleichen und zu warten, bis er insgesamt etwas stabiler ist.

So schlimm die Pfote auch aussieht, so hat sich zumindest meine Vermutung, dass der Schub überstanden sei, bewahrheitet. Magni ist weiterhin durchfallfrei und wirkt insgesamt noch munterer.

In der Klinik angekommen begrüßt uns die junge Tierärztin, welche uns am Donnerstag betreut hat, mit freundlicher Miene und den Worten "Ich habs schon gehört."

Beim Auswickeln der verbundenen Pfote wirkt sie dennoch geschockt, was man ihr nicht verdenken kann, denn Magni hat ja wirklich ganze Arbeit geleistet.

In dem Entsetzen der Klinikmitarbeiter liegt ein merkwürdiger Trost für mich. Es steht zwar außer Frage, dass es niemals zu dieser entsetzlichen Verletzung gekommen wäre, wenn ich ihn besser beaufsichtigt hätte, aber auch hier ist noch niemandem eine so gravierende Selbstverstümmelung schonmal untergekommen.

Wie ich kennt man auch hier zwar Hunde und Katzen, die sich mit dem Rand des Halskragens einen Venenzugang rausreißen und die Haut etwas aufschaben, aber einem Patienten, der versucht die Pfote mit dem Kragenrand abzusägen, ist hier auch noch niemandem begegnet. Darin liegt ein leichter Trost, denn zu meiner Verteidigung kann ich ja neben dem Umstand, dass ich fürchterlich müde war, nur vorbringen, dass ich damit einfach nicht gerechnet habe.

Schnell sind wir uns einig, dass man diese Pfote bei einem gesunden Hund ohne großes wenn und aber amputieren würde, ebenso, wie wir uns einig sind, dass Magni nunmal kein gesunder Hund ist, und das die gesamte Situation nicht besser macht. Glücklicherweise sind wir uns aber auch einig, keinen Euthanasiekandidaten vor uns zu haben, denn Magni wirkt weder nennenswert schmerzhaft noch können Denni und ich berichten, dass er uns bei der Pflege der Pfote irgendwelche Probleme macht. Als zweite Meinung kommt die "Juniorchefin" hinzu, die Magni schon länger kennt. Es beruhigt mich, dass ihr sofort auffällt, dass es Magni insgesamt deutlich besser als am Donnerstag geht. Sie berichtet von einem vergleichbaren Fall, in dem sie einst ein ähnlich zerfetztes Katzenbein betreut hat, welches tatsächlich abheilte. Die Voraussetzungen seien dann primär Geduld und eine zuverlässige Wundpflege, denn solch eine Abheilung kann bis zu 6 Monate dauern. Beides können Denni und ich gewährleisten.

Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass Magni auch zwischen den Schüben kein Leistungssportler ist, sondern ein Hund, der es liebt mit mir gemütlich durch die Felder zu tapern und der gerne mit dem Kopf arbeitet. Es wäre also zur Erhaltung seiner Lebensqualität völlig ausreichend, wenn die Pfote mit Narbengewebe dergestalt zuheilt, dass er sie beim gemütlichen Bummeln durch die Felder nutzen kann.

So verbleiben wir mit dem Plan, die Pfote zweimal am Tag auszuwickeln, zu waschen, zu desinfizieren und wieder einzupacken und wann immer möglich totes Gewebe zu entfernen. Regelmäßige Kontrollbesuche in der Klinik sollen den Tierärzten die Möglichkeit geben den Verlauf zu beobachten und wenn nötig eine Planänderung anzustreben. Auch wird geplant bei einem der folgenden Besuche nochmals einen Blick auf sein Blutbild zu werfen.

Wir nehmen nochmal einiges an Verbandsmaterial mit um die Zeit zu überbrücken, bis wir einen günstigen Shop gefunden haben. Auf dem Heimweg machen wir außerdem Stopp um noch zwei Decken einzukaufen, mit dem Plan, in unserem Bekanntenkreis rumzufragen, ob jemand vielleicht noch alte Decken und Handtücher übrig hat. Auch halten wir noch eben an der Apotheke. Neben einem Rezept für mein Oxycodon lösen wir auch Magnis Novalginrezept ein und kaufen noch ein paar Mullbinden.

Daheim finde ich eine E-Mail in meinem Postfach, in der sich der Inhaber des Shops, in dem ich das Tragegeschirr bestellt habe, für ein Versehen entschuldigt: Er habe soeben festgestellt, dass es sich bei seiner Lagerware um eine Nummer kleiner als angenommen (M statt L) handelt. Größe L bekäme er erst in etwa einer Woche wieder rein.

Das erklärt auch den so extrem günstigen Preis, der tatsächlich eher zu dem Geschirr in Größe M paßt. Per Mail bedanke ich mich für die schnelle Meldung und bitte darum, die Stornierung einzuleiten. Anschließend bestelle ich das Geschirr im scheinbar firmeneigenem Outletshop, wo durch die 10% Neukundenrabatt ein etwas höherer, aber ohne Frage immer noch angemessener Preis zustande kommt.

Die Entscheidung für ein Tragegeschirr und die zunehmend schwierige Pflege der Pfote

Ich habe mich entschieden, bei der Auswahl einer geeigneten Tragehilfe nicht am falschen Ende zu sparen. Das Geschirr, auf das ich bereits seit einiger Zeit (auch vor dem Unfall schon) beide Augen geworfen habe, erschien mir auf eBay einfach unerschwinglich. Dort kostet es 240 Euro, was im Moment einfach nicht drin ist. Es sind bereits einige Kosten angefallen und ein Ende ist nicht abzusehen, zumal ja auch noch nicht entschieden ist, wie wir mit der Pfote weiter vorgehen wollen. Beim googlen fand ich heraus, dass das Traumgeschirr meiner schlaflosen Nächte in diesem Shop gar nicht so teuer ist. (Nachträgliche Anmerkung: es war mit 99,90€ bepreist) Somit lohnt es sich auch nicht auf das Gebrauchte, welches für 120€ auf eBay eingestellt ist, zu bieten. Morgen rufe ich dort einmal an und frage wie schnell eine Bestellung ausgeführt werden könnte. 

Morgen haben wir auch einen Termin in der Tierklinik um die Pfote beurteilen zu lassen und gemeinsam mit den Tierärzten die für Magni richtige Entscheidung zu treffen. Im Anbetracht des Zustandes der Pfote sind wir recht skeptisch und ängstlich. Zwar geht es Magni unübersehbar den Umständen entsprechend erstaunlich gut, aber das Aussehen der Pfote macht uns kaum Hoffnung darauf, dass eine Amputation der zerstörten Zehen ausreichen würde, und die Überlegung, dass Magni auf drei Beinen keine Zukunft hat, können wir nicht revidieren.

Allerdings merken mein Mann und ich im Gespräch, dass ganz unabhängig voneinander bei uns beiden die Sicherheit ob der Entscheidung, ihn im Falle einer notwendigen Amputation der gesamten Pfote einschläfern zu lassen, extrem bröselt. Wann immer wir ihn ansehen sehen wir einen Hund, der das Beste aus den Karten macht, die ihm ausgeteilt wurden. Der auf dem Rücken, wohlig schmatzend, im Bett zwischen uns liegt und wie ein Schweinchen grunzt, wenn man ihn streichelt. So sehr wir uns auch bemühen realistisch zu sein und egal wie wichtig es uns ist, ihn nicht leiden zu lassen; Nur weil die Schuldgefühle mich fertig machen... sehen wir hier keinen Hund, der sterben will. Kein Tier das abgeschlossen hat oder in irgendeiner Weise "fertig" ist mit dieser Welt.

So wälzen wir das Internet und stoßen dabei auf die Seite dieses Prothesenbauers und sind uns zunehmend sicher, dass wir im Falle einer Amputation zumindest den Versuch solch eine Prothese für Magni anfertigen zu lassen starten möchten. Zu zweifelsfrei zeigt Magni uns, dass er diese Chance wirklich will. Dass er sie verdient hat steht sowieso außer Frage.

Hier ein Foto von Magni, mit Verband um die Pfote.


Im Moment ist es draußen einfach noch zu kalt, als das Magni "nackig" rumlaufen könnte, zum Einen, weil er so ausgemergelt ist, zum Anderen, weil ihm am Do für den Ultraschall der Bauch rasiert wurde. Leider können wir seinen speziellen Magnipulli momentan nicht verwenden, da die Ärmel zu eng für die dick verbundene Pfote sind. 

Heute sieht die Pfote so aus:

Von oben:


Von der Seite:


Die abgestorbene Haut fängt an sich vom darunter liegenden Gewebe abzulösen. Ich nutze jede erkennbare Öffnung um mit einer Spülkanüle unter das tote Gewebe zu kommen, damit sich darunter keine stark infizierten Wundhöhlen bilden können.

Morgen liegt ein langer Tag mit vielen Besorgungen vor uns. 

Auch wenn ich mit allen Mitteln versuche Magnis Versorgung so zu managen, dass Denni seine Ruhezeiten hat, läßt es sich nicht vermeiden, dass für uns beide nur sehr wenig Schlaf bleibt. Folglich fühlt auch Denni sich wie durch den Wolf gedreht und ich bin froh ihn morgen in der Klinik bei mir zu haben, wer weiß was für Entscheidungen auf uns warten.